Trauerrede mit Herz - Blog

von | 18. Sep.. 2024 | 0 Kommentare

„Wie bist Du eigentlich Trauerrednerin geworden?“

Das werde ich immer wieder gefragt.
Und dann kommen oft auch Sätze wie: „Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt!“ und „Ist das nicht unglaublich traurig, wenn Du so oft auf Begräbnissen bist?“
Wie ich Trauerrednerin geworden bin und warum ich diese Berufung aus ganzem Herzen liebe, erfährst Du in diesem Beitrag.


Trauer und Traurigkeit kannte ich seit frühester Kindheit

Ich war kein Kind von Traurigkeit. Und irgendwie war ich es doch.
Ich konnte laut lachen, war sehr neugierig, fing mit wildfremden Menschen, bereits im Kleinkindalter, Gespräche an.

Und dann war da die Seite, die so viel gefühlt hat und es nicht einordnen konnte.
So viel Traurigkeit in den Herzen und Gesichtern der Menschen.

So viel Traurigkeit im Gesicht und Wesen meiner Großmutter, zu der ich eine ganz besonders enge Bindung hatte.
Ich habe als Kind nichts von dem, was ich fühlte, verstanden.

Aber es machte mir Angst.

Ich konnte an keinem Friedhof vorbeigehen, ohne mir die Augen zuzuhalten.
Meine Kindheit war begleitet von Gedanken an die Endlichkeit des Seins. Diese haben mich immer wieder überwältigt.


Dann wurde ich sehr still und nachdenklich.
Wie so viele komme ich aber aus einer Familie, in der nicht viel über Gefühle geredet wird. Ich konnte mich nicht „zumuten“. Wenn ich es dann doch tat, war es höchst unbefriedigend.
Später habe ich meine Gefühle von Trauer, Traurigkeit und Weltschmerz in Verse und Gedichte verpackt.

Das Verständnis des WARUM kam Schritt für Schritt

Als ich älter wurde, habe ich mich mehr und mehr mit mir und meiner Herkunft beschäftigt.

Ich habe gelesen, zugehört, gelernt, war im Widerstand, habe mich in Akzeptanz geübt.
Ich suchte Antworten in der Kirche. Diese waren aber höchst befremdlich und irgendwie „falsch“ für mich.

Das Wissen darüber, woher die Traurigkeit kommt, warum ich sie so deutlich wahrnehme und was das ganze mit mir und meiner Familie zu tun hat, wurde mir nach und nach klar.

In meiner Familiengeschichte gab es viele schmerzhafte Abschiede.

Einige Beispiele: Meine Großmutter musste ihr erstgeborenes Kind zur Adoption frei geben, konnte ihre Liebe nicht leben, ihr späterer Mann beging Selbstmord. Ihm wurde ein christliches Begräbnis verwehrt.

Tiefe Trauer und schwere Verluste wurden niemals wirklich aufgearbeitet. Sie wurden beschwiegen.

Auf meine zahlreichen Fragen gab es keine Antworten, daher musste ich mich auf den Weg machen, sie selbst zu finden.

Auf meinem Youtube Kanal Trauer Ist Weiß, auf dem ich u.a. Trauerpoesie, wie ich es nenne, veröffentliche, habe ich dieser Sprachlosigkeit Worte gewidmet.

Ich musste mich der Trauer stellen

Es war ein langer Prozess. Als feinfühliges Kind, später als Frau, lastete nicht nur die Trauer und Schwere meines Familiensystems, sondern auch jene der ganzen Welt auf mir.

Und dann kam der Moment, an dem ich auf einem Begräbnis einer Verwandten meines Mannes, eine Art Initiation erleben durfte.

Ich hörte die Reden von Priester und WegbegleiterInnen und spürte so deutlich:

„Das möchte ich tun! Ich möchte Worte finden, wenn anderen Menschen Worte fehlen. Ich möchte trösten, halten, mein so tief verwurzeltes Vertrauen in den Kreislauf des Lebens weitergeben.
Ich möchte – unabhängig von Religionen – die Seele jedes Menschen ehren und feiern.“

Es war einfach so klar.

Nichts vorher – und nichts nachher – habe ich so deutlich als Ruf meiner Seele wahrgenommen.

Mir war bewusst, dass der Weg als Trauerrednerin auch meinen Weg mit Trauer und Schwere kreuzt.
Und ich war absolut bereit dazu.

Warum ich meine Berufung so sehr liebe

Mittlerweile habe ich über 500 Begräbnisse mit meinen Worten begleitet.
Ich darf eintauchen in die Lebenswelt von unterschiedlichsten Menschen. Darf über sie erzählen.
Und das ist jedes Mal wieder ein unglaublich großes Geschenk.

Wenn wir mit dem Tod eines Menschen konfrontiert werden, sind wir so berührbar wie selten zuvor.

Und genau diese Berührbarkeit macht uns offen für so vieles, wofür wir uns in unserem heutigen Alltag nicht wirklich Zeit nehmen.

Wir bekommen selten die Gelegenheit, tief zu fühlen.
Oft lassen wir es schlicht und einfach nicht zu.

Viele von uns tragen die Trauer von Generationen und Welten, die schwer auf unserem Herz und unserer Seele lasten ohne ihr wirklich Worte geben zu können.

Der Tod eines geliebten Menschen bietet uns die Gelegenheit zu heilen.


Denn, wenn wir spüren, dass nichts und niemand für immer verloren geht und alles auf ewig miteinander verbunden ist, dann dürfen wir die Trauer bewusst in unser Leben einladen.
Sie darf uns eine Begleiterin werden, die uns trägt, die uns Mut macht und die uns vor allem eines lehrt: Tiefes Vertrauen in den Kreislauf des Lebens.

Und genau das möchte ich schenken.
Bei jeder einzelnen Trauerrede.
Jedem Menschen der trauert.

Ich spreche nicht über loslassen.
Sondern darüber, dass wir alle Seelen in einem Körper sind. Wenn wir gehen, wechseln wir lediglich die Form.

Wir können den Tod und das Leben nicht verstehen.
Wir dürfen es fühlen.
Tief und bewusst.

Und das wird möglich, wenn wir trauern.
Und genau darum liebe ich meine Berufung aus ganzem Herzen.

Die Frage: „Was macht eine Trauerrednerin eigentlich?“ beantworte ich in diesem Video (ca. 5 Minuten)



Wenn Sie sich für eine persönliche und liebevolle Trauerrede mit Herz entscheiden, dann melden Sie sich gerne bei  mir unter 0660/ 1234 376.

 

Ich freue mich von Herzen darauf, Sie bei der Verabschiedung eines geliebten Menschen persönlich begleiten zu dürfen!

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