Sehr oft werde ich gefragt,

„Wie gelingt es Dir, Deine Emotionen als Trauerrednerin bei Begräbnissen und Verabschiedungen unter Kontrolle zu halten?
So, dass Du eine schöne und gefühlvolle Rede halten kannst, ohne dabei in Tränen auszubrechen?“

Tatsächlich denke ich oft darüber nach, denn ich habe diese sehr sensible und emotionale Seite in mir, die mich stark mitfühlen lässt.

Aber ich komme immer wieder zur gleichen Antwort:

„Ich kann es, weil ich meine Arbeit und Aufgabe so sehr liebe, dass es mir ein Herzensanliegen ist, die Verabschiedung oder das Begräbnis für einen geliebten verstorbenen Menschen so liebevoll wie möglich zu gestalten. Damit die Hinterbliebenen und alle Trauergäste in meinen Worten Trost und Anker in einer emotionalen Ausnahmesituation finden.“

Das war nicht immer so, denn früher habe ich bei jeder Begegnung mit Tod und Trauer sehr emotional reagiert, vor allem mit sehr viel Verlustangst.
Doch das Leben hat mich gelehrt, mich meinen Ängsten und allen dadurch aufkommenden Emotionen zu stellen.

Mehr dazu:

Verlustangst? Das hilft!
und
„Warum bist Du Trauerrednerin geworden?“

Was die Arbeit als Trauerrednerin so besonders für mich macht

• Ich kann geben. Meine Zeit, meine Worte und mein Gefühl.
  
  
• Ich kann das, was ich tief im Herzen trage, nach Außen bringen, um das Vertrauen der Menschen in den Kreislauf des Lebens zu stärken.

• Ich kann im Gespräch mit Hinterbliebenen meine Wahrnehmung und meine Gabe zuzuhören einsetzen, um den verstorbenen Menschen sehr präsent zu fühlen.

• Ich kann durch die Trauer, die ich bei anderen Menschen unmittelbar wahrnehme, immer wieder auch meiner eigenen Trauer begegnen, die ich wie einen Schatz hüte.
  Denn Trauer ist für mich wie ein Geschenk, das uns durchs Leben trägt, uns stärkt, uns Mut macht und uns immer wieder in dieses tiefe Vertrauen bringt, dass alles auf ewig miteinander verbunden ist.

Das Schreiben der Trauerrede, die ich gerne Lebensrede nenne

Ich liebe es zu lesen und mich von Worten inspirieren zu lassen, ebenso, wie ich es liebe zu schreiben.
Am allermeisten erfüllt es mich, wenn ich meine innere Welt mit meinen Worten ein Stück weit ins reale Leben holen kann.

Denn ich schreibe, was ich fühle.

Ich fühle den verstorbenen Menschen, sein Sein und Wirken, mit all seinen Herausforderungen und mit all der Liebe, die ihn durchs Leben getragen hat.
All das darf ich mit meinen Worten und in meiner Rede wieder lebendig werden lassen.

Eine Lebensfeier gestalten

Eine weitere Sache, die ich so gerne mache, ist, den verstorbenen Menschen mit meinen Worten so richtig zu feiern.

Jedes Begräbnis und jede Verabschiedung ist für mich eine Lebensfeier.

Ich mag es, mit Traditionen zu brechen, die ich nicht mehr für zeitgemäß halte und die der Weltanschauung vieler Menschen widersprechen.

So gut es möglich ist, möchte ich mit meiner Rede die Trauernden nicht noch mehr in ihre Trauer versinken lassen, sondern eine Atmosphäre der Liebe, der Dankbarkeit und des Vertrauens schaffen.

Trauern ist wichtig, aber die Schwere, die so viele Begräbnisse oft begleitet, kommt auch daher, dass wir es nicht gewöhnt sind, es „anders“ zu machen.
Oft hinterfragen wir vorgegebene Strukturen nicht und passen uns an Rahmenbedingungen an, die uns nicht entsprechen.

Ein Begräbnis nach eigenen Vorstellungen zu gestalten kann eine sehr große Herausforderung sein.
Mit meiner Rede und meinen Worten habe ich die Möglichkeit, gemeinsam mit den Hinterbliebenen, einen Rahmen zu schaffen, der dem verstorbenen Menschen entspricht.

Auch wenn es noch ein ganzes Stück Weg ist, nicht mehr dienliche Systeme im Bestattungswesen wirklich zu verändern.

Die Liebe zu meinem Beruf, den ich tatsächlich als Berufung wahrnehme und den ich mittlerweile seit 8 Jahren ausübe, wird von Jahr von Jahr zu stärker ❤️

Die Frage: „Was macht eine Trauerrednerin eigentlich?“ beantworte ich in diesem Video (ca. 5 Minuten)

Hier geht es zu meiner Ausbildung für Trauerrednerinnen „Worte, die die Seele berühren“.