Während der Jahre, in denen ich als Trauerrednerin bei Begräbnissen spreche, ist mir diese Frage immer wieder untergekommen:
„Soll mein Kind bei der Begräbnisfeier der Oma/Tante/Verwandten…dabei sein?“
Viele Menschen entscheiden sich dagegen.
In diesem Beitrag möchte ich Dir 3 Gründe ans Herz legen, warum die Anwesenheit von Kindern bei Begräbnissen essentiell und wertvoll ist.

Warum wird diese Frage überhaupt gestellt?

Wir Menschen haben uns unendlich weit vom natürlichen Zyklus des Lebens, von Werden und Vergehen, von Abschied und Neubeginn entfernt.
Wir lernen nicht in der Schule mit der Vergänglichkeit des Lebens, dem Tod und dem Sterben umzugehen.
Zumeist sind auch unsere unmittelbaren Bezugspersonen keine guten Vorbilder dahingehend.

Was dann passiert?

Kinder haben viele Fragen, die oft unzureichend beantwortet werden.
Der Grund liegt auf der Hand.

Wir Erwachsene haben keine Antworten auf derartige Lebensthemen und tun uns unglaublich schwer damit, die Fragen unserer Kinder zu beantworten.

Bei den Vorgesprächen zu einem Begräbnis, die ich regelmäßig mit Hinterbliebenen führe, stelle ich sehr oft die Frage, was sie denn persönlich glauben, wo der oder die Verstorbene jetzt ist.
Viele Menschen reagieren darauf mit Ratlosigkeit.
Vor allem, wenn sie keiner klassischen Religion zugetan sind.

Wir haben unsere Wurzeln verloren.

Kein Wunder also, dass wir so oft damit hadern, unsere Kinder bei der Begräbnisfeier naher Angehöriger mitzunehmen.

Mit Kindern über den Tod sprechen

Um den natürlichen Zyklus des Lebens wieder ehren zu können, ist es wichtig, dass wir zunächst selbst in uns gehen und uns der Frage widmen:

„Was „glaube“ ich denn persönlich? Was spüre ich? Was nehme ich wahr?“

Diese essentielle Frage gehört zum Menschsein ganz wesentlich dazu. Leider haben wir uns immer mehr von diesem natürlichen Seinszustand entfernt.
In den letzten Jahrhunderten ist unser Verstand immer mehr in den Vordergrund gerückt.

Kinder erinnern uns an das, was wir in Wahrheit sind. Fühlende Wesen mit einer Seele. Geist und Körper sind da, um uns das Leben auf dieser Erde zu erleichtern.

Die Seele braucht Halt. Und die von Kindern umso mehr, da sie zumeist selbst noch nicht so reif ist, sich selbst Antworten zu geben.

Unsere Kinder brauchen Vorbilder, die sich wieder trauen, über den Zyklus des Lebens, den Tod und das Sterben offen zu reden. Und ihre Wahrheit zu sprechen.

Hier verlinke ich einen früheren Blogartikel von mir auf meiner Seite hochsensibilitaet.at, der Ihnen dabei helfen kann, Antworten zu formulieren.
„Wie ich es schaffe, mit meinem Kind über den Tod zu sprechen.“

Das, was ich als Mama von 2 Kindern und ehemalige Lehrerin so oft erfahren durfte, ist, dass unsere Kinder eine wunderbare Offenheit für das Leben jenseits des Verstandes mitbringen.
Das gilt es zu Bewahren!

3 Gründe warum die Anwesenheit von Kindern bei Begräbnissen so essentiell ist

1. Ihr Kind bekommt einen gesunden Zugang zum Kreislauf des Lebens

Egal wie alt das Kind ist, wenn es bei der Verabschiedung und der letzten Feier für einen geliebten Menschen teil nehmen darf, wird es viel wahrscheinlicher einen gesunden Bezug zum Thema Tod und Sterben bekommen.
Voraussetzung dafür ist, dass Sie alle Fragen, die rund um dieses Ereignis auftreten, gut begleiten können. Mit ihrer Wahrheit und ihrem Gespür, dass es so viel mehr gibt, als wir mit unseren Augen sehen und unserem Verstand begreifen können.
Philosophieren Sie mit Ihrem Kind. Sie werden wahrscheinlich staunen, mit welcher Selbstverständlichkeit das möglich ist.

2. Ihr Kind bekommt die Möglichkeit, Abschied zu nehmen

Wenn ein geliebter Mensch hinüber auf die andere Seite geht, kann es für Kinder sehr verunsichernd sein, dass er oder sie einfach nicht mehr da ist.
Begräbnisse sind wertvolle Rituale des Lebens und Rituale haben die Aufgabe, den Zyklus des Lebens erfahrbar und spürbar zu machen.
Die begleitete Begräbnisfeier kann hier wertvollen Halt geben, um den Akt des „gehen Lassens“ bewusst zu begehen.

Ich sage bewusst nicht loslassen, denn ich glaube, dass wir als Gesellschaft wieder lernen dürfen, dass der Tod kein loslassen erfordert.
Das, was es braucht, ist Innenschau und Klarheit, wie wir selbst das Leben, den Tod und die Verbindung zwischen den Zeiten und Dimensionen wahrnehmen.

und nicht zuletzt…

3. Ihr Kind fühlt sich respektiert und zugehörig

Sie machen Ihrem Kind ein großes Geschenk mit dem natürlichen Umgang und der Offenheit, die Themen Tod und Sterben betreffend.
Ein Kind, das schon früh die Erfahrung machen darf, dass es ernst genommen wird und die Eltern dafür Sorge tragen, dass seine Fragen bestmöglich beantwortet werden, wird dadurch in seinem Selbstwert gestärkt und kann später selbst viel leichter eine klare Haltung und Wahrnehmung entwickeln.

Und eines noch abschließend:

Ihr Kind ist oft stärker als Sie denken, hat einen persönlichen und natürlichen Zugang zum Leben und zum Sterben und eine großartige Wahrnehmung von allem, was uns umgibt.